Charles Dickens

von Christiane Wilms

Charles Dickens (1812-1870), genauer Charles John Huffam Dickens, wurde schon zu Lebzeiten gefeiert und verehrt. Literarisch bildete er seine Zeit und ihre politischen, sozialen und kulturellen Strömungen ab – auf seine ganz eigene Art und Weise.

Geboren wurde der viktorianische Literatur-Superstar 1812 in der Nähe von Portsmouth, verbrachte aber den größten Teil seiner Kindheit in London. Sein Vater, ein Angestellter mit höheren Ambitionen, ging mit seinem verdienten Geld zu locker um und landete im Schuldengefängnis. Der erst zwölfjährige Charles musste die Schule verlassen und in einer Fabrik für Schuhputzmittel arbeiten. Dieses Erlebnis hat ihn sehr belastet und gedemütigt, lebenslang klang die Schmach seiner Jugend in seinen Werken durch. Das war typisch für ihn, tiefgehende Erfahrungen seines Lebens oder Bekanntschaften, die ihn beeindruckt hatten, wandelte er stets in literarische Motive um.

Portsmouth, Blick auf die Altstadt; © 921563

Als junger Mann liebäugelte Charles Dickens mit der Schauspielerei, arbeitete in einer Anwaltskanzlei, als Journalist und als Gerichtsreporter. 1836 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Boz die Skizzen (s.o.) und machte sich einen ersten Namen als Schriftsteller. In diesem Jahr heiratete er auch Catherine Hogarth, mit der er zehn Kinder bekam. 1858 trennte er sich von Catherine. Ein Grund war wohl seine heimliche Geliebte Ellen Ternan, ein zweiter, dass Catherine durch die vielen Geburten und das Leben im Schatten ihres berühmten Mannes depressiv geworden war und ihr blühendes Aussehen eingebüßt hatte.

»Die Pickwickier«, die 1837 herauskamen, machten Charles Dickens auf einen Schlag berühmt. Es folgten historische Romane (»Eine Geschichte zweier Städte«), realistische Romane, Bildungsromane, Reiseberichte (»Die italienische Reise« »Notizen aus Amerika«) und zu Weihnachten auch gern mal gruselig-anrührende Geschichten (»Ein Weihnachtslied in Prosa«, »Der Verwünschte«).

Insgesamt schrieb Dickens 15 Romane sowie zahlreiche Erzählungen, Essays, Bühnenstücke und er gründete zwei Zeitschriften (»Household Words«, »All The Year Round«).

Die von Edgar Allan Poe und Wilkie Collins aus den beliebten Schauerromanen entwickelten Detektivgeschichten setzte Dickens mit »Bleak House« fort. Gegen Ende seines Lebens schuf er mit »Das Geheimnis des Edwin Drood« (1870) einen »richtigen« Kriminalroman, konnte ihn jedoch leider nicht mehr vollenden.

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Seine Zeitgenossen schätzten an ihm und seinen Werken den manchmal grotesken Humor, die überquellende Phantasie, die Schilderungen rührseliger Schicksale oder düsterer und makaberer Verbrechen, seine Kritik an sozialen oder politischen Missständen.

Mit diesem Autor konnten sie lachen, spotten, mitfühlen und weinen, sich empören, sich gruseln oder vor Spannung zittern. Auch Mittel- und Unterschicht gewann Dickens als Leser, denn sie spielten in seinen gesellschaftskritischen Romanen (»Oliver Twist«, »David Copperfield«) eine tragende Rolle – ein Novum in der viktorianischen Zeit. Die einfachen Leute konnten über sich und ihren Alltag lesen und sich die Romane sogar leisten, da sie als Fortsetzungen in Zeitschriften erschienen und günstiger als Bücher waren.

Und so verdiente Dickens sehr gut an seinen Werken, er konnte sich und seiner Familie ein komfortables Leben bieten und weiterhin für die Schulden seines Vaters aufkommen.

Viele Größen seiner Zeit kannte Dickens persönlich, er hatte Freunde in politischen Kreisen, beim Adel, unter Schriftstellern, Schauspielern und Journalisten und das weltweit. Vielleicht lag es daran, dass Dickens Interessen breit gestreut waren – er beobachtete die Menschen sehr genau, spielte Laientheater, reiste gern und häufig und stellte sich und seine Werke auf Tourneen durch England, Schottland, Irland und Amerika vor.

Der alte Kuriositätenladen in der Portsmouth Street, London; © lenschanger

1869 erlitt Dickens auf einer Tournee zum ersten Mal einen Schlaganfall, an einem zweiten im Jahr  1870 starb der Ausnahme-Schriftsteller mit nur 58 Jahren – überarbeitet und geschwächt.

Charles Dickens fand seine letzte Ruhestätte in Westminster Abbey in London.

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Quellenangabe

1. Hans-Dieter Gelfert, »Charles Dickens, der Unnachahmliche«, Biographie, 375 Seiten, über 70 Abbildungen, erschienen 2011 im C.H.Beck Verlag München.

2. »Charles Dickens in London«, Bernd Erhard und Angelika Fischer, Edition A•B•Fischer, erschienen 2020, Berlin.

3. britannica.com/biography/Charles-Dickens-British-novelist.

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