Gabriel Urbain Fauré

von Anja Weinberger

Fauré und seine wunderbare Fantasie

Gabriel Urbain Fauré wurde 1845 ganz im Süden Frankreichs geboren. Er war ein begabter kleiner Junge in einer nicht besonders musikalischen Familie. Günstige Umstände erlaubten es, dass er an die École Niedermeyer in Paris gehen konnte. Dort erlernte er (beinahe) alles, was er für die Zukunft brauchen sollte.

Bald war er Organist, erst in Rennes, dann in Paris und Umgebung.

Zum Glück unverletzt aus dem  Deutsch-Französischen Krieg heimgekehrt, zählte Fauré zu den Gründungsmitgliedern der Société Nationale de Musique, die sich hauptsächlich um zeitgenössische Instrumentalmusik französischer Komponisten kümmerte.  Sein ganzes Leben lang wird er sich darum bemühen, junge, noch unbekannte Musiker und Komponisten auf ihrem Weg zu unterstützen.

Im Paris der Salons mochte man Gabriel Fauré als glänzenden Improvisator am Klavier und auf Grund seiner angenehmen, unaufdringlichen  Erscheinung. Auch war er immer gerne bereit, Sänger zu begleiten und die Kinder des Hauses ans Instrument heran zu führen.

Mit großen Orchesterwerken, also z.B. Sinfonien, sollte Fauré – abgesehen natürlich von seinem wunderschönen Requiem – einfach kein Glück haben. Er war ein Meister der kleinen Form. Auch seine Klavierkompositionen waren meist Nocturnes, Barcarolles und Impromptus. Und niemand konnte ihm in Hinblick auf Orchester- und Klavierlieder das Wasser reichen. Er vertonte Gedichte von z. B. Verlaine und Villiers de l’Isle-Adam, die zu den Höhepunkten französischer Liedkunst zählen.

 

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1896 übernahm Fauré schließlich eine Kompositionsklasse am Conservatoire de Paris, dessen hochverehrter Direktor er von 1905 bis 1920 sein wird. Nun stand er also an der Spitze der angesehensten Ausbildungsstätte Frankreichs, endlich finanziell abgesichert und gesellschaftlich anerkannt. 1909 wurde er zum Mitglied des Institut de France gewählt und 1920 sogar Grand Officier der Ehrenlegion.

Fauré war ein sehr offener, toleranter Lehrer und versuchte, seine Kompositionsschüler auf dem jeweilig eigenen Weg zu begleiten. Zu diesen Schülern gehörten Nadia Boulanger, Enescu, Ravel, Schmitt, Aubert, Kœchlin – also das who-is-who der nächsten Generation. Als Komponist feierte er große Erfolge. Als Direktor des Conservatoire entrümpelte und erneuerte er den Lehrplan gründlich, womit er sich natürlich nicht nur Freunde machte. Und als Kritiker der renommierte Tageszeitung Le Figaro wurde er für seine klugen Texte geschätzt.

Fauré starb 1924, beinahe taub, mit 79 Jahren.

Mehr zur Flöte und ihrer Musik? Hier geht’s zum Flöten-Blog beim Leiermann.

 

Für den alljährlichen Concours des Konservatoriums schrieb er 1898 die Fantasie op.79. Seitdem wird diese begeistert gespielt.

Über die Musik seines Schülers Gabriel Faurés äußerte sich Camille Saint-Saëns folgendermaßen überschwänglich: “Man findet in ihr alles, was verführen kann: neue Formen, kühne Modulationen, kuriose Klänge, einen gänzlich unvorhersehbaren Gebrauch der Rhythmen; und über all dem waltet ein Zauber, der das ganze Werk umhüllt und der die breite Masse der gewöhnlichen Zuhörer dazu bringt, ungeahnte Kühnheiten als die natürlichste Sache  der Welt hinzunehmen.”

Fauré blieb, ganz seinem Naturell entsprechend, klaren Formen und klassischer Eleganz treu. Sein Werk zeichnet sich durch eine dermaßen große Farbigkeit, eine unerhört einfallsreiche Melodik und einmalige, bezaubernde Schlichtheit aus, dass man wirklich von einer durch und durch eigenen Klanglichkeit sprechen kann.

Sein Zeitgenosse Debussy nannte ihn „den Meister des Anmutigen“.

Vor allem der Sache mit dem Zauber muss man einfach zustimmen. Im Falle der Fantasie folgt der wunderschönen, elegischen Einleitung ein schneller Satz voll flirrender, gesanglicher, elegischer, überschwänglicher und ausgelassener Melodiekaskaden.

Die Einleitung, ein Andantino in e-moll, spielt sehr vordergründig mit der erniedrigten 2. Stufe, die hier für den schwebenden Charakter der ersten Takte verantwortlich ist. Erst langsam gesellen sich auch Sechzehntel zu den Achteln. Und mit einem langen „Auftakt“ in 32teln, beinahe chromatisch, hin zu mehreren Trillern, beruhigt das Andantino sich auch schon wieder. Und nun geht’s los. Der Pianist zeigt an, dass ab jetzt andere Klänge zu erwarten sind. Hören Sie es sich an!

Verwendete Literatur:

Böhmer, Dr. Karl: Kammermusikführer online
Adorjan, Andras (Hrsg.) u.a.: Lexikon der Flöte, Laaber 2009

Anja Weinberger im Leiermann-Verlag

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