Maria Theresia und die Böhmische Krone

 

von Katharina Mölk

Am 12. Mai 1743 wird Maria Theresia, mitten im Österreichischen Erbfolgekrieg, zur böhmischen Königin gekrönt. Ihr Verhältnis zu Böhmen war allerdings immer ein kompliziertes, da die Böhmen Karl Albrecht von Bayern unterstützt hatten.

In einem Brief bezeichnete sie die böhmische Krone als „Narrenhäubl“, das ihr schwerer am Haupt läge als die ungarische Krone.

Deswegen gibt es hier nun ein paar Informationen zur böhmischen Wenzelskrone:

Die Wenzelskrone (tschech. Svatováclavská koruna) ist die Krone des Königreiches Böhmen und nach dem Hl. Wenzel benannt. Sie ist der älteste Bestandteil der böhmischen Krönungsinsignien. Von diesen sind außer der Krone noch der Reichsapfel, das Szepter und der Königsmantel erhalten.

Die Krone wurde 1347 für Karl IV. aus dem Hause Luxemburg anlässlich seiner Krönung angefertigt. Seit 1791 wird sie im Prager Veitsdom in einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Raum oberhalb der Wenzelskapelle, wo sich auch die Gebeine des Landesheiligen befinden, aufbewahrt. An bestimmten kirchlichen Feiertagen sollte der (von Karl IV. vergoldete) Schädel des Heiligen Wenzel öffentlich ausgestellt und mit der Krone geschmückt werden.

Böhmische Kronjuwelen (Wenzelskrone) in Prag, ©wrangel

Die Tür der Kammer, in der die Reichskleinodien ruhen, ist mit sieben Schlössern ausgestattet, die von sieben staatlichen und geistlichen Würdenträgern verwahrt werden. Schlüsselinhaber waren der Fürst-Erzbischof, der Statthalter, der Landmarschall, ein Vertreter des Präsidiums der Statthalterei, ein Vertreter des Landesausschusses, der Dekan des Domkapitels und der Bürgermeister von Prag. Nach 1918 wurde die Schlüsselverteilung leicht verändert. Heute verwahren sie der Präsident der Tschechischen Republik, der Premierminister, der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, der Vorsitzende des Senats und nach wie vor der Erzbischof, der Dekan und der Bürgermeister von Prag.

Die Krone ist aus Gold gefertigt und wurde mit Edelsteinen bestückt (19 Saphire, 44 Spinelle, ein Rubin, 30 Smaragde, 20 Perlen). Zwei Bögen verbinden die 4 seitlichen Goldbleche, die in Lilien enden (französisches Vorbild). Darunter befindet sich eine Stoffmütze und oben am Kreuzungspunkt der beiden Bögen ist ein Gold-Saphir-Kreuz angebracht (eine byzantinische Arbeit aus dem 12. Jh.). Die Inschrift darauf lautet Hic est spina de corona Domini („Hier ist ein Dorn aus der Krone des Herrn“) – somit ist die Krone auch eine Reliquie.

Andreas Schmutzer (Schmuzer) (copper engraver), Josef Schmutzer (Schmuzer) (copper engraver), Martin van Meytens (Artist), Kaiserin Maria Theresia, 1735, Sammlung Wien Museum, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/en/object/384385/)

 

Karl IV. bestimmte, dass die Krone nur zu den Krönungen und bedeutenden Staatsakten aus dem Prager Domschatz entnommen werden durfte. Diese Verwendungen der Krone kosteten jedoch zwischen 200 und 300 Pfund, was den Geistlichen des Veitsdomes zugutekommen sollte. Trotz dieser Bestimmungen, ließ Karls Sohn Wenzel IV. die Krönungsjuwelen auf die Burg Karlstein bringen. Seitdem wechselte der Aufbewahrungsort vielfach, im 18. Jahrhundert gelangten sie nach Wien. Die letzte Krönung mit der Wenzelskrone fand 1836 statt, als Kaiser Ferdinand I. von Österreich im Prager Veitsdom zum König von Böhmen gekrönt wurde.

Eine Legende besagt, dass jeder, der die Krone unrechtmäßig trägt, innerhalb eines Jahres sterben wird. Angeblich um diese Legende zu entkräftigen setzte sich Reinhard Heydrich am 19. November 1941 bei einer symbolischen Schlüsselübergabe in der Krönungskammer neben dem Prager Veitsdom kurz die Wenzelskrone auf. Am 26. Mai 1942 wurde Heydrich ermordet – aber wahrscheinlich entstand die Legende erst nach seinem Tod.

Beim Besuch der Prager Burg ist lediglich eine Kopie der Krone zu sehen. Das Original wird nur zu besonderen Anlässen gezeigt. Als man die Krone 1993 das letzte Mal zeigen wollte, passierte ein kurioser Zwischenfall: der Schlüssel des Parlamenspräsidenten Alexander Dubcek war nach dessen Tod nicht mehr auffindbar – man war ratlos. Schließlich holte ein Polizist den Ersatzschlüsselbund und schloss auf. Soviel zu den gut versperrten sieben Schlössern.

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