Olivier Messiaen – eine Amsel für den Flötisten

von Anja Weinberger

So oft wie an Messiaen denke ich im täglichen Leben vermutlich an keinen anderen Komponisten – zumindest nicht in dieser schon Jahre andauernden Regelmäßigkeit. Sein Stück „Le merle noir“ (Schwarze Amsel)  habe ich quasi im Kopf, sobald ich den Fuß ins Freie setze. Wir leben auf dem Land und meist höre ich schon nach wenigen Sekunden den ersten Vogel singen. Oft ist es eine Amsel. Ich antworte ihr mit den Tönen Messiaens.

Hier eine kurze Hinführung.

Messiaen wurde am 10.12.1908 in Avignon in eine sehr poetisch-literarisch geprägte Familie hinein geboren. Der Vater war Anglist, ein Shakespeare-Spezialist, und seine Mutter die symbolistische Dichterin Cécile Sauvage. 1912 zog die Familie nach Grenoble, wo der junge Olivier sich sehr zur Bergwelt und der Natur hingezogen fühlte. Er begann autodidaktisch Klavier zu spielen und bekam kurz darauf Unterricht. 1918, also nach dem Krieg, siedelte die Familie zunächst nach Nantes um. Dort fand Olivier prägende Lehrer; und die Entscheidung, im nächsten Jahr nach Paris ans Conservatoire zu gehen, stand bald fest.

Er wird bis 1930 studieren und dabei viele Premier Prix erringen. Nach wie vor las er viel, hauptsächlich Romantiker und theologische Schriften. 1931 wurde Messiaen jüngster Titularorganist Frankreichs an der Kirche Sainte-Trinité in Paris. Bis zu seinem Tode im Jahre 1992 wird er dieses Amt versehen. 1939 wird er eingezogen, gerät in Kriegsgefangenschaft und komponiert dort weiter. Das Quatuor pour la fin du temps entstand, eines seiner vielgespielten Werke. 1947 übernimmt Messiaen am Conservatoire eine neu eingerichtete Klasse für Musikanalyse. Längst war er der wichtigste Repräsentant zeitgenössischer französischer Musik. Es wird sich zeigen, dass er auf mehrere Generationen junger Komponisten Einfluss hatte.

 

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Messiaen entwickelte eigene Modi, die er häufig wechselte oder auch parallel anwendete. Von dieser modalen Harmonik, von einer sehr komplexen Rhythmik und von außerordentlich farbenreichen Passagen wird sein Werk bestimmt. Vermutlich hat daran auch die Transkription von Vogelstimmen, die er seit der Jugend betrieb, einen großen Anteil. 

Das erste Werk, in dem ein Vogel seinen Auftritt hat, ist Le Merle noir  (Die schwarze Amsel) von 1952. Wie viele wichtige Bausteine der Flötenliteratur entstand es als Auftragswerk für den Concours am Conservatoire.

Messiaen: “Hören Sie den Vögeln zu, das sind große Meister. Ihre melodischen Wendungen, vor allem die der Amsel, übertreffen an Phantasie die menschliche Vorstellungskraft.“

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