Königszeit und Republik

 

 

von Christian Schaller

Einführung in die Römische Geschichte.
Teil 1: Königszeit und Republik (753-27 v. Chr.)

(Link zu Teil 2Teil 3)

Jeder mächtige Fluss beginnt einmal als kleine Quelle. Bevor also alle Wege nach Rom führen sollten, erlebte die ewige Stadt am Tiber eine wechselvolle Geschichte. Mehr als einmal stand die Zerstörung Roms in diesen frühen Jahrhunderten unmittelbar bevor. Lange Zeit wies nichts darauf hin, dass die kleine Bauernsiedlung einmal Herrin dutzender Provinzen und Völker sein sollte. Die Entwicklung vom Stadtstaat zum Weltreich dauerte fast sieben Jahrhunderte und durchwanderte dabei auch mehrere grundlegende Reformen und politische Systeme. Am Anfang stand natürlich die legendäre Gründung der Stadt durch die Zwillinge Romulus und Remus, die als Kinder ausgesetzt und von einer Wölfin genährt wurden.

Nach Romulus folgten zweihundert Jahre der Königsherrschaft. Konkret fassbar wird die Stadtgeschichte Roms erst nach der Vertreibung des letzten Königs und dem Beginn der Römischen Republik im Jahre 509 vor Christus. Für über 100 Jahre bestimmten die Ständekämpfe das Tagesgeschehen, also die Auseinandersetzung zwischen der Oberschicht und den einfachen Bürgern. Dem folgte dann die Erringung der Hegemonie in Italien und die nachfolgende Eroberung des Mittelmeerraumes. Größter Widersacher war hierbei die phönizische Stadt Karthago in Nordafrika. Das letzte Jahrhundert vor Christus, die Zeit der späten Republik, war dann geprägt durch Bürgerkriege, Diktatoren und den Niedergang der republikanischen Verfassung.

Dem berühmten Diktator Gaius Julius Caesar folgte letztendlich sein Neffe Oktavian. Er beendete die Bürgerkriege und wurde zum ersten Kaiser des Römischen Reiches. Im Jahr 27 vor Christus wird Oktavian vom Senat von Rom der Ehrentitel Augustus (lateinisch für „der Erhabene“) verliehen. Formal stellt er die Republik zwar wieder her, die tatsächliche Gewalt liegt jedoch weiter bei ihm und dann bei seinen Nachfolgern. Die Römische Republik wird durch den Prinzipat, also die Kaiserherrschaft, abgelöst.

Das archaische Rom und die Königszeit (753-510 v. Chr.)

Kurz vor der Zeitenwende schrieb der römische Dichter Vergil, quasi Hofschreiber des ersten Kaisers Augustus, sein Werk „Aeneis“ – eine Art Nationalepos für die Römer. Hauptfigur ist der Held Aeneas, der aus seiner brennenden Heimatstadt Troja fliehen muss und nach langer Irrfahrt in Italien ankommt. Jahrhunderte später gebiert seine Nachkommin, die Königstochter Rhea Silvia, die Zwillinge Romulus und Remus. Vater ist der römische Kriegsgott Mars. Rhea Silvias Vater, König Numitor, war jedoch von seinem Bruder Amulius entthront worden. Aus Angst vor Thronstreitigkeiten wurden die Beiden von ihm ausgesetzt, jedoch von einer Wölfin an ihrer Brust genährt und in der Folge vom königlichen Schweinehirten aufgezogen. Als sie von ihrer wahren Herkunft erfuhren, töteten sie den amtierenden König Amulius und setzten ihren entthronten Großvater Numitor wieder ein. Als Belohnung wurde ihnen das Recht zugesprochen, eine Stadt gründen zu dürfen. Durch einen Vogelflug wurde entschieden, dass Romulus den Namen der neuen Siedlung wählen dürfe. Die ewige Stadt Rom war geboren.

Der Tag der Stadtgründung soll der 21. April 753 vor Christus gewesen sein. Die nächsten sechs Könige werden als große Herrscher beschrieben, die alle Wesentliches zur Entwicklung des jungen Reiches leisteten – beispielsweise die Religion förderten, das Heer neu gliederten oder Gesetze erließen. Der letzte Könige Tarquinius Superbus war jedoch ein Tyrann, der 510 vor Christus gewaltsam durch einen Volksaufstand aus Rom vertrieben wurde. Nun begann die lange Epoche der Römischen Republik, die bis Augustus bestehen sollte.

Romulus und Remus; Pixabay Lizenz, © Matthias_Lemm

Dies sind natürlich nur ein Gründungsmythos und Legenden. Archäologische Erkenntnisse zeichnen mittlerweile ein klareres Bild über die Ursprünge des Weltreiches. Um 1000 vor Christus siedelten die Stämme der Latiner und Sabiner im Gebiet des Flusses Tiber. Die Böden waren fruchtbar und über den Fluss ließ sich Handel treiben. Auf den legendären sieben Hügeln entstanden kleine Bauernsiedlungen, die sich durch die strategische Höhenlage besser verteidigen konnten. Der Tiber bildete zugleich eine Grenze zum Einflussgebiet der Etrusker im Norden.

Dieses hochentwickelte Volk prägte die Kultur der Römer – beispielsweise durch ihren Götterglauben oder ihre Festgelage. Im siebten Jahrhundert dehnten sie dann ihren Einfluss aus. Ab circa 600 vor Christus herrschten wohl etruskische Kleinkönige über das wachsende Rom. Sie bauten Mauern, Kanalisationen, Tempel und einen Marktplatz. Die Stadt wuchs bis zum Ende dieser frühen Königszeit zu einem regionalen Zentrum heran. Auch das Ende der Königsherrschaft dürfte eine beschönigende Lüge sein: Im Jahr 510 wurde in Athen nämlich ebenfalls eine Tyrannei gestürzt, weshalb diese Jahreszahl wohl in späterer Zeit künstlich konstruiert wurde, um sich an Athens Geschichte anzulehnen. Der tatsächliche Beginn der Römischen Republik wird von der Geschichtswissenschaft auf etwa 474 vor Christus datiert.

Die Ständekämpfe und die Gesellschaft der frühen römischen Republi

Der Senat, ein Gremium, das zuvor nur den römischen König beraten hatte, übernahm nach der Vertreibung des Herrschers nun die Regierungsverantwortung. Die Senatoren waren Patrizier und gehörten damit allesamt der aristokratischen Oberschicht an. Ihnen allein oblag alle politische und wirtschaftliche Macht. Ähnlich wie im archaisch-klassischen Griechenland führte dies jedoch rasch zu Spannungen mit den einfachen Bürgern, Handwerkern und Bauern, die ja immer den absoluten Großteil der römischen Gesellschaft ausmachten. Sie bildeten als Plebejer den Gegensatz zu den Patriziern.

Bereits ab 500 vor Christus befand sich Rom immer öfter in Kriegen mit seinen Nachbarn. Die eingezogenen, plebejischen Fußsoldaten bildeten dabei stets das Rückgrat der Armee. Dies nutzten die einfachen Leute zunehmend, um sich mehr Rechte zu erstreiten. Die Kriegsdienstverweigerung blieb fast zweihundert Jahre lang ein gutes Druckmittel gegen den Adel. Um 450 vor Christus entstand das Zwölftafelgesetz, das in zwölf bronzenen Tafeln auf dem Forum Romanum ausgestellt wurde. Sie waren die ersten öffentlichen Gesetze und galten sowohl für Patrizier als auch Plebejer. Einige Jahre später wurden auch erstmals Ehen zwischen den beiden Ständen erlaubt.

Forum Romanum; Pixabay Lizenz, © SCAPIN

Die Plebejer gründeten eine eigene Volksversammlung und wählten Volkstribunen, die ihre Rechte vertreten und schützen sollten. Ihre Beschlüsse wurden ab 287 vor Christus auch als geltende Gesetze anerkannt. Die demütigende Schuldknechtschaft war abgeschafft worden und alle Ämter der Republik konnten nun auch von Plebejern ausgeführt werden. Die Oberschicht wurde nun durch reiche Plebejer ergänzt.

Rom hatte nun eine Art Verfassung, auch wenn Frauen, Sklaven und Fremde ähnlich wie in Griechenland von ihr ausgeschlossen waren. Einmal im Jahr wählte die Volksversammlung die römischen Magistrate. Die Ämterlaufbahn war hierarchisch gegliedert – zuerst wurde man Quästor, dann Ädil, dann Prätor und im besten Fall Konsul. In Notzeiten konnten die Konsuln für ein halbes Jahr einen Diktator ernennen, der uneingeschränkte Macht und das Kommando über alle Truppen innehatte. Diese Magistrate konnten dann Gesetze vorschlagen. Parallel dazu existierte noch eine Plebejerversammlung, die auch jährlich zehn Volkstribunen wählte. Diese konnten nicht nur Gesetzesvorschläge einbringen, sondern hatten auch ein Vetorecht bei den Magistraten und dem Senat. Letzterer bestand wiederum aus 300 ehemaligen Magistraten und reichen Patriziern. Senator war man auf Lebenszeit – das lateinische Wort senex, von dem sich Senat ableitet, bedeutet sogar „alter Mann“. In der Republik bestimmten sie die Politik, bereiteten Gesetze vor, wachten über den Staatsschatz und konnten den Notstand ausrufen.

Die Eroberung Italiens und des Mittelmeerraumes

Die wirtschaftlichen und politischen Zugeständnisse beendeten die Ständekämpfe und brachten dem Staatswesen Stabilität. In der Folgezeit konnte Rom florieren und – vor allem – expandieren. Bereits ab dem fünften Jahrhundert vor Christus eroberten die Römer sukzessive die Städte und Landschaften Mittelitaliens. Nicht immer waren sie dabei überlegen und siegreich – die Entwicklung des Stadtstaates zu einem Weltreich war alles andere als sicher und selbstverständlich. Im Norden herrschten nach wie vor die Etrusker, in der Flussebene des Po siedelten Kelten und Süditalien war übersäht von mächtigen griechischen Städten. Einen besonders schweren Schlag, der sogar als „schwarzer Tag“ in die Geschichte Roms einging, stellte die Schlacht an der Allia 387 vor Christus dar.

Die Kelten stießen damals bis nach Mittelitalien vor, schlugen die Römer vernichtend und belagerten das Kapitol in Rom sieben Monate lang. Sie brandschatzten und plünderten die Stadt und hinterließen vor allem psychologische Spuren, die lange nachwirken sollte. Die Römer reformierten danach ihr Heer und bauten eine neue Stadtmauer. Rom sollte nie wieder belagert oder zerstört werden – und tatsächlich blieb die Ewige Stadt dann auch bis in die Spätantike verschont. Letztendlich kann sogar die spätere Eroberung Galliens unter Caesar und des Voralpenlandes unter Augustus als späte Auswirkung dieses kollektiven Traumas gedeutet werden, um das römische Kernland zu schützen und die alten Feinde auszumerzen.

Rom etablierte sich als straffes, funktionierendes Staatswesen mit einer gut ausgebildeten Armee, die ihre Ausrüstung, Taktik und Strategie ständig aktualisierte und anpasste. Rom verstand es rasch, aus den immer weniger werdenden Niederlagen zu lernen und durch eine Mischung aus Diplomatie und Gewalt früher oder später als Sieger hervorzugehen. Von 280 bis 275 stellte dann der sogenannte Pyrrhische Krieg einen Höhepunkt in der römischen Geschichte dar. Die Römer konnten sich die griechischen Stadtstaaten in Süditalien einverleiben. Große Teile Italiens unterstanden nun Rom und der erste Schritt zur Großmacht war beschritten. Damit tauchte jedoch ein weitaus größerer und gefährlicherer Konkurrent auf.

Die phönizische Stadt Karthago in Nordafrika besaß die Vormachtstellung im westlichen Mittelmeer. Sardinien, Korsika und Sizilien gehörten zum Machtbereich der mächtigen Handelsmetropole und wurden nun rasch zum Zankapfel. In den drei Punischen Kriegen (264-241 v. Chr., 218-201 v. Chr. und 149-146 v. Chr.) wurde die Macht Karthagos immer weiter zurückgedrängt und die Stadt schließlich zerstört. Zeitgleich mischte sich Rom spätestens ab 200 vor Christus immer mehr in die Politik der anderen Reiche und Nationen rund um das Mittelmeer ein. Die Vorherrschaft Makedoniens über Griechenland wurde gebrochen, das Seleukidenreich musste nach dem Römisch-Syrischen Krieg weite Teile Kleinasiens abtreten und auch das ptolemäische Ägypten geriet immer mehr in Abhängigkeit zu den Römern.

Nach dem Zweiten Punischen Krieg, während dem der berühmte Heerführer Hannibal Rom schwere Niederlagen zufügte, fielen auch große Teile Spaniens an Rom. Der gesamte Mittelmeerraum geriet somit nach und nach im zweiten und spätestens ersten Jahrhundert vor Christus unter die unangefochtene Hegemonie Roms Durch die Eroberung dieses riesigen, multikulturellen Raumes sah sich die römische Gesellschaft auch zunehmend den fremden – vor allem hellenistischen – Kultureinflüssen ausgesetzt. Die römischen Patrizier kopierten vor allem die Mode und Sitten der Griechen. Erste konservative Stimmen wurden laut, die den Sittenverfall und die Überfremdung ankreideten. Die römische Kultur war natürlich zu keinem Zeitpunkt fest abgeschlossen. Sie war stets ein Spiegel der aktuellen politischen Lage.

Während in der frühen Republik noch Schlichtheit vorherrschte, brachte die späte Republik bereits kulturelle Glanzleistungen hervor – monumentale Architektur wurde gebaut, verfeinerte Fest- und Esskultur wurde zelebriert und noble Kleidung und Stoffe wurden zur Schau getragen. Je weiter sich das Imperium ausdehnte, desto exotischer und luxuriöser wurde der Alltag. Dies galt natürlich bei Weitem nicht für alle Bevölkerungsschichten – der überwiegende Großteil war und blieb arm. Auf den Tischen der Bauern und Handwerker landete nach wie vor einfache Kost wie der puls, ein Getreidebrei aus Dinkel. Ebenso wie die Kultur und der Alltag änderten sich auch das Militär und die Wirtschaft des Reiches. Das Heer wurde immer wieder reformiert, das Waffenarsenal erweitert und angepasst.

Die Römer waren unglaublich gut darin, alles zu kopieren und zu übernehmen, was ihnen gefiel oder praktisch erschien. Dies umfasste nicht nur Luxusgüter oder Militärausrüstung, sondern sogar Götter. So lassen sich zum Beispiel in vielen Provinzen – sogar nördlich der Alpen und im deutschsprachigen Raum – römische Tempel der eigentlich altägyptischen Göttermutter Isis finden. Die Römische Republik hatte sich maßlos ausgedehnt und zeigte nun nach Jahrhunderten erste Risse. Es begann die Zeit der krisengeschüttelten, späten Republik und der Römischen Bürgerkriege (133-30 vor Christus).

Mausoleum in Saint-Rémy-de-Provence; Pixabay Lizenz, © guy_dugas

Die späte Republik – Bürgerkriege und Diktatoren

Im letzten Jahrhundert vor Christus war Rom ohne Zweifel bereits ein Weltreich. Äußere Feinde gab es auch in dieser Zeit durchgehend, jedoch lauerte nun zunehmend auch ein großes Problem im Inneren: Die römische Gesellschaft brodelte und war unzufrieden. Immer mehr mächtige Männer griffen nach der Macht und zerstörten dadurch bereitwillig alte Strukturen und politische Stabilität. Die vielen Kriege hatten Rom verändert. Während die eingezogenen Männer im ganzen Mittelmeerraum kämpften, mussten die Frauen die Felder und Höfe bestellen. Immer mehr verarmte Menschen strömten in die glanzvolle Hauptstadt. Rom wurde damit schätzungsweise zur ersten Stadt der Menschheitsgeschichte, in der eine Million Menschen lebten. Die Landflüchtigen verdingten sich durch Gelegenheitsarbeiten, immer häufiger verkauften sie aber auch ihre Stimmen in der Volksversammlung an reiche Politiker. Unter der Oberfläche begann Rom langsam, ein Ort des Elends und der Korruption zu werden. Weite Landstriche Italiens wurden durch die andauernden Kämpfe verwüstet und gleichzeitig lohnte sich Getreideanbau ohnehin nicht mehr, da immer mehr Sklaven – und damit kostenlose Arbeitskräfte – in die römische Wirtschaft integriert wurden.

Der Volkstribun Tiberius Gracchus wollte dem besitzlosen Proletariat 133 vor Christus entgegenkommen und plante, die zahlreichen, eroberten Gebiete rund um das Mittelmeer an die armen Bauern zu verteilen. Die Mehrheit des Senats – viele von ihnen Großgrundbesitzer und Eigentümer eben dieser Landstriche – war gegen diese Landreform.

Julius Cäsar; Pixabay Lizenz, © Skitterphoto

Hier offenbarte sich der typische Konflikt der späten Republik: Die konservativen, reichen Patrizier waren meist sogenannte Optimaten, während die sogenannten Popularen sich auf die Volksversammlung stützten und beispielsweise auch im Namen des Volkes für die Gracchischen Reformen eintraten. Optimaten und Popularen waren jedoch keine politischen Parteien im modernen Sinne. Die Begriffe bezeichneten eher eine bestimmte Art der Politik – für oder gegen die althergebrachte Macht des Senats. Die Landreform scheiterte, Gracchus und auch später sein Bruder wurden ermordet und die Spaltung der Gesellschaft setzte sich fort.

Nicht nur die Landwirtschaft und Ökonomie der Republik sah sich mit tiefgreifenden Problemen konfrontiert, nur wenige Jahrzehnte später offenbarten sich auch Defizite im Militär und der Politik. Im Norden entflammten die Kimbernkriege (113-101 v. Chr.) und germanische Stämme bedrohten einmal mehr das Imperium. Gaius Marius wurde wegen seiner militärischen Leistungen erneut zum Konsul gewählt – eigentlich war solch eine Wiederwahl rechtlich nicht möglich.

Die römische Verfassungsordnung zeigte hier bereits erste Anzeichen eines Aufweichens. Durch die Unterstützung der Popularen reformierte Marius das Heer. Es war nun auch Proletariern möglich, Soldat zu werden, da die nötige Ausrüstung nicht mehr selbst bezahlt werden musste. Das ohnehin bestehende, enge Treueverhältnis der Soldaten zu ihrem Feldherrn wurde noch einmal verstärkt. Nicht nur Germanen waren mögliche Angriffsziele, sondern zunehmend auch römische, politische Feinde. Es folgte eine Zeit des Bürgerkriegs und der Diktaturen. Zunächst ergriff Marius 86 vor Christus die Macht und dezimierte die optimatische Gegenseite. Wenige Jahre nach seinem Tod ernannte sich Marius alter Feind Sulla 83 vor Christus zum Diktator. Auch er ließ politische Gegner verfolgen und ächten.

Ehemalige Anhänger des Marius ließ er durch Proskriptionslisten für vogelfrei erklären – tatsächlich stand ein junger Mann namens Gaius Julius Caesar ebenfalls auf diesen Listen, wurde jedoch später begnadigt. Sulla stellte die alte Macht des Senats wieder her und beschnitt dafür den Einfluss der Volkstribunen. Im Jahr 79 vor Christus legte Sulla vor der römischen Volksversammlung die Diktatur nieder, wahrscheinlich da er seine Aufgabe – die Restauration der römischen Verfassung – als erfüllt ansah. Die Krise der Republik offenbarte sich jedoch nicht nur in den Konsuln und Diktatoren, sondern auch auf niederen Ebenen. Der berühmte Prozess, den der römische Politiker Cicero im Jahr 70 vor Christus gegen Verres, den Statthalter Siziliens, führte, beweist dies eindringlich. Verres hatte die Provinz ausgebeutet und sich zahlreiche Kunstwerke angeeignet.

Ebenfalls eng mit Cicero verbunden ist die Catilinarische Verschwörung 63 vor Christus. Der römische Politiker Catilina plante damals einen gewaltsamen Umsturzversuch, indem er Truppen ausheben und sich in der Folge zum Alleinherrscher aufschwingen wollte. Cicero legte diese Pläne auf und wähnte die Republik damit sicher. Doch genau das Gegenteil war der Fall. Die Ära Caesars begann und die Republik steuerte unweigerlich auf ihr absolutes Ende zu.

Nachdem Caesar daran scheiterte, zum Konsul gewählt zu werden, bildete er 60 vor Christus das Erste Triumvirat (lateinische Bedeutung „drei Männer“) mit Pompeius und Crassus. Diese waren nach dem Tod Sullas zu den bestimmenden Figuren der Republik geworden. Pompeius war der führende General Roms, Crassus war der reichste Mann der Republik und Caesar brachte sein politisches Geschick mit. Das informelle und vorerst sogar relativ geheime Bündnis hatte de facto die Alleinherrschaft Roms inne. Alle Gesetze und politischen Vorgänge in Rom wurden von den drei Männern bestimmt. Der Senat war entmachtet. Crassus starb jedoch im Krieg gegen die Perser und Pompeius näherte sich wieder dem Senat an, während Caesar damit beschäftigt war, Gallien (das heutige Frankreich) zu erobern.

Im Jahr 49 vor Christus brach das Triumvirat damit auseinander und ein weiterer Bürgerkrieg begann. Caesar überschritt mit seinen treuen Truppen den Fluss Rubikon – eine Kriegserklärung an Rom. Er konnte seinen Hauptkontrahenten Pompeius jedoch nach vier weiteren Kriegsjahren und auf Schlachtfeldern rund um das Mittelmeer endlich bezwingen. Nun ernannte sich Caesar zum Diktator – zunächst auf zehn Jahre begrenzt, bald aber schon auf Lebenszeit. Unter den verbliebenen altrömisch-konservativen Senatoren regte sich Widerstand. Am 15. März 44 vor Christus wurde Caesar bei einer Senatssitzung ermordet, um die alte Ordnung der Republik wiederherzustellen. Doch auch dieser letzte verzweifelte Versuch sollte bald brutal zerschlagen werden.

Bald nach Caesars Tod formte sich 43 vor Christus ein Zweites Triumvirat. Es bestand aus zwei hochrangigen Anhängern des Toten, Marcus Lepidus und Marcus Antonius. Der Dritte im Bunde war der junge Octavian, ein Neffe Caesars und dessen testamentarischer Erbe. Dieses Bündnis fußte auf Truppenzahl und militärischer Schlagkraft, zudem war es öffentlich. Zwei Jahre später wurden die Caesarmörder in Griechenland besiegt – die Republik war am Ende. Lepidus wurde 36 vor Christus entmachtet, sodass Octavian den Westen und Marcus Antonius den Osten des Reiches beherrschte.

In der Seeschlacht von Actium kam es 31 vor Christus zur Entscheidung. Octavian siegte und ein Jahr später nahmen sich Marcus Antonius und seine Gemahlin, die ägyptisch-ptolemäische Königin Kleopatra das Leben. Octavian war nun am Ziel angelangt. Seine Widersacher waren tot, der langjährige Bürgerkrieg beendet, die Macht in seinen Händen. Er formte die tote Republik während seiner langen, fast vierzigjährigen Herrschaft um. Als erster Prinzeps (lateinisch für „der Erste (unter Gleichen)“) des Römischen Reiches ist er uns bis heute vor allem unter seinem Ehrentitel Augustus (lateinisch für „der Erhabene“) bekannt. Die Zeit des römischen Kaiserreichs begann.

Caesar Augustus; Pixabay Lizenz, © ysy1104

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Verwendete Literatur
  • Bringmann, Klaus: Römische Geschichte. Von den Anfängen bis zur Spätantike. München 2019.
  • Demandt, Alexander: Zeitenwende. Aufsätze zur Spätantike. Berlin 2013.
  • Gehrke, Hans-Joachim / Schneider, Helmuth (Hg.): Geschichte der Antike. Ein Studienbuch. Stuttgart 2013.
  • Pohanka, Reinhard, Die Römer. Kultur und Geschichte. Wiesbaden 2012.
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