»Es lebe die Freude!«

von Christian Bürger

Schloss Molsdorf und der »Lotter-Gotter«

Die Stadt Erfurt griff bereits im Mittelalter weit über ihre Stadtmauern hinaus und erwarb sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts ein umfassendes Landgebiet. Auch die heutige kreisfreie Landeshauptstadt Erfurt ist flächenmäßig ausgedehnt und an allen Seiten von ländlich geprägten Ortschaften umgeben, die jedoch administrativ zur Stadt gehören. Einer dieser Orte ist Molsdorf. Geprägt wird das beschauliche Dorf durch seine Vielzahl an alten Häusern, die Trinitatiskirche und vor allem die Anlage von Schloss und Park Molsdorf, das heute als Museum der Öffentlichkeit zugänglich ist. 2021 war der Park Außenstandort der Bundesgartenschau 2021 in Erfurt. Allerdings ist wohl den Wenigsten bewusst, welch wechselvolle Geschichte dieses Rokoko-Kleinod im Erfurter Süden aufzuweisen hat. Dieser Beitrag möchte versuchen diese zu erhellen, wobei natürlich nicht versäumt wird die schillerndste Person in der Geschichte des Schlosses angemessen zu würdigen.

Von der Wasserburg zum Rokoko-Schloss

Der Ort Molsdorf wird 1114 erstmals urkundlich erwähnt. Den Quellen zufolge gehörte die Ortschaft damals gleich zwei Adelsgeschlechtern, nämlich den »Weller« und den »Schwandfelder«. Zum Jahr 1432 erfahren wir, dass Landgraf Friedrich der IV. (der Einfältige) den Herren Dietrich aus dem bedeutenden Thüringer Adelsgeschlecht derer von Witzleben mit dem Rittergut Molsdorf belehnt hat. Molsdorf gehörte nämlich seinerzeit nicht zum Erfurter Landgebiet sondern zur Thüringer Landgrafschaft aus deren Territorium in der Frühen Neuzeit die Ernestinischen Kleinstaaten entstanden. Im 17. Jahrhundert kam Molsdorf so zu Sachsen-Gotha (ab 1672 Sachsen-Gotha-Altenburg, ab 1826 Sachsen-Coburg-Gotha) und verblieb dort bis zum Ende der Monarchie. Erst im 20. Jahrhundert wurde Molsdorf nach Erfurt eingemeindet

1530 übernahmen die Herren von Thüna die Herrschaft. Nachdem das gräfliche Haus Schwarzburg-Sondershausen 1616 den Besitz übernommen hatte kam das Gut später erneut in die Hände der Herren von Thüna.

Im Dreißigjährigen Krieg wird der Ort Molsdorf 1642 nahezu vollständig zerstört. Über den Zustand bzw. den Grad der Zerstörung der Wasserburg, die sich damals an Stelle des heutigen Schlosses befand, ist nichts bekannt. 1706 erwarb der Geheimrat Bachoff von Echt, der wie viele Mitglieder seiner Familie in Diensten des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg stand, das Rittergut, bevor es bereits 1713 erneut den Besitzer wechselte. In diesem Jahr erwarb der Hannoverische Legationsrat und Landdrost Otto Christoph Schulze den Herrensitz. Mit dieser Übernahme entfaltete sich eine Bau- und Umgestaltungstätigkeit im Stile des Barock.

Schloss Molsdorf, © 2182694

Auch der Neubau der Molsdorfer St. Trinitatis Kirche geht maßgeblich auf Schulze zurück. Die dem hl. Alban geweihte Vorgängerkirche war zu Beginn des 18. Jahrhunderts enorm baufällig gewesen und musste abgerissen werden. Schulze stiftete den Neubau einer barocken Saalkirche mit angeschlossenem Westturm.

Noch heute ist die barocke Innenausstattung weitgehend erhalten, wobei der Raumeindruck stark durch die im 19. Jahrhundert ergänzte Innenausmalung geprägt ist. Besonders bemerkenswert sind der Taufstein, die Logen, die beiden Epitaphe für Schulze und seine Gemahlin sowie der für lutherische Barockkirchen in Mitteldeutschland typische Kanzelaltar.

Wie das Schloss in dieser Zeit konkret ausgesehen hat, ist anhand der Archivalien aus Schulzes Besitzzeit nicht zu rekonstruieren. Sicher ist, dass der große Bergfried der alten Wasserburg noch dominierte und die Anlage, wie heute auch, aus vier unregelmäßigen Flügeln bestand. Ferner hat noch bis zu dessen Verfüllung 1769 ein Wassergraben existiert, den man durch eine Brücke überwinden musste. Einen Anhaltspunkt für das Aussehen des Schlosses in dieser Zeit liefert ein Gemälde im heutigen Marmorsaal, das um 1733/34 entstand. Es zeigt die Kirche und das alte Schloss, wobei dieses vom Bergfried dominiert wird und die Seitenflügel bereits, wie heute, markante Risalite besitzen.

1728 starb Schulze und 1733 auch dessen Frau. Die Eheleute wurden unter dem Westturm der von ihnen gestifteten Molsdorfer Trinitatiskirche beigesetzt. Nach dem Tod der Witwe Schulze fiel Molsdorf zurück an Sachsen-Gotha-Altenburg. Mit Schulzes Tod 1728 kamen die Umgestaltungsarbeiten am Schloss völlig zum Erliegen.

1734 erwarb schließlich derjenige das Rittergut Molsdorf, der der Anlage im Wesentlichen das Gepräge geben sollte, dass noch heute empfunden werden kann.

Blütezeit unter Graf Gotter – »Es lebe die Freude!«

Die Zeit Gotters ist in Molsdorf heute in allen Bereichen erlebbar. Der preußische Diplomat hatte eine »steile« Karriere absolviert und war zu einigem Wohlstand gekommen. Er veranlasste die Wiederaufnahme der 1728 unterbrochenen Umgestaltungsmaßnahmen und verlieh dem Schloss das Aussehen, das noch heute im Wesentlichen erlebbar ist. Insbesondere die Gartenfassade im Stil des Rokoko und die ebenfalls im Rokokostil gestalteten Prunkräume der Bel-Etage sind eindrucksvolle Hinterlassenschaften aus der Gotter-Zeit. Maßgeblich an den Erweiterungs- und Umgestaltungsarbeiten beteiligt war der berühmte Thüringer Rokokoarchitekt Gottfried Heinrich Krohne, von dessen Können heute noch zahlreiche Bauten im Thüringer Raum Zeugnis ablegen.

Die Malereien im Schloss stammen zu nicht unwesentlichen Teilen von der Hand des berühmtesten Erfurter Kunstmalers des Spätbarock Jacob Samuel Beck (1715-1778). Beck gestaltete nicht nur die Dekorationsmalerei des »Damenkabinetts« sowie des »Weißen Blumenzimmers« und des »Grünen Blumenzimmers«.

Schloss Molsdorf, CC BY-NC-SA 2.0; © Tobias Nordhausen

Für das »Tänzerinnenzimmer« im Erdgeschoss fertigte Beck sechs Porträts von Tänzerinnen aus ganz Europa, von denen sich heute vier im Privatbesitz des Hauses Sachsen-Coburg-Gotha befinden und auf Schloss Callenberg ausgestellt werden. Diese Gemälde von Jacob Samuel Beck trugen nicht unwesentlich dazu bei, dass die Gerüchte um das Leben von Graf Gotter weiter zunahmen. Noch heute kann man die Erzählung vorfinden, dass diese Damen ebenfalls allesamt Gotters Geliebte gewesen seien.

Mentalität und Geisteshaltung des Aufsteigers Gotter werden nicht zuletzt im Festsaal des Schlosses deutlich. Hier ist mehrfach die Devise des Eremitenordens der fröhlichen Einsiedler: »Vive la joie« (»Es lebe die Freude«) verewigt. Der Schlossherr gehörte diesem Orden seit 1743 an. Er war ein Mensch, der das Leben in vollen Zügen genoss und hohe Summen für »die schönen Dinge des Lebens« verwandte.

Gotter lebte in Molsdorf alles andere, als in einfachen Verhältnissen. Er gab zahlreiche Feste und ließ durchaus auch die Dorfbevölkerung an seiner Lebensfreude teilhaben. So ist überliefert, dass der leutselige Diplomat die Bewohner*innen seines Dorfes mehrfach zu Speis, Trank und Tanz in den Schlosshof geladen habe, wobei diese in Alltagskleidung, nicht im Sonntagsgewand zu erscheinen hatten.

Mit der Geistlichkeit seiner Herrschaft soll das Verhältnis ambivalent gewesen sein. So ist die Anekdote überliefert, dass ihn der junge Molsdorfer Pastor Friedrich Wilhelm Stölzel zu regelmäßigem Kirchgang und zur Teilnahme am Heiligen Abendmahl ermahnt habe. Gotter hat auf diese Ermahnung humorvoll reagiert. Eines Tages schickte er einen Diener um Mitternacht zum Pfarrhaus, der Stölzel aus dem Bett läutete und ihm die Botschaft überbrachte, dass der Graf jetzt das Abendmahl empfangen wolle. Der Pastor reagierte daraufhin schlagfertig und versagte sein Kommen mit der Begründung, dass er ein junger Geistlicher und der Graf ein alter Sünder sei und beide erst eine gewisse Vorbereitungszeit benötigen würden. Diese Reaktion war wohl ganz nach Gotters Geschmack.

Wenn Gotter den Gottesdienst besuchte, so soll er anschließend eine schriftliche Kritik des Inhalts verfasst und dem Pastor zugestellt haben. Diese soll jedoch immer versöhnlich mit der Einladung beendet worden sein, dass der Pfarrer zum Abendessen zu Gotter ins Schloss geladen worden sei.

Jedenfalls scheinen die beiden im Allgemeinen gut mit einander ausgekommen zu sein, auch wenn zahlreiche weitere lokale Überlieferungen gern das Gegenteil behaupten, denn Gotter empfahl seinen Dorfpfarrer später für die ehrenvolle Stelle des Hofdiakons nach Gotha.

Schlosspark Molsdorf, CC BY-NC-SA 2.0; © Tobias Nordhausen

Gotter war von Haus aus nicht von adeliger sondern bürgerlicher Abstammung. Er absolvierte aber eine für die ständische Gesellschaft des 18. Jahrhunderts bemerkenswerte Laufbahn und einen ebenso beachtenswerten sozialen Aufstieg. Gustav Adolf Gotter wurde am 23.06.1692 in Altenburg, der Nebenresidenz des ernestinischen Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg geboren.

Sein Großvater Johann Christian Gotter (1607-1677) war Gothaer Generalsuperintendent, also der höchste evangelische Geistliche des Landes, und sein Vater Johann Michael (1654-1729) diente als herzoglich-gothaischer Kammerdirektor, was in etwa dem Rang des höchsten Finanzbeamten entspricht sowie als Gesandter am kaiserlichen Hof. Der Dienst für das Herrscherhaus hatte also in der Familie Gotter Tradition.

Nach dem Jurastudium in Jena und einer Bildungsreise durch Europa trat Gotter ebenfalls in den diplomatischen Dienst des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg. 1724 wurde er, der sich am Wiener Hof einen Namen gemacht hatte, durch Kaiser Karl VI. in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhoben. Gotter genoss großes Ansehen bei verschiedensten Herrschern. Davon zeugen zahlreiche Würdigungen, wie die Verleihung des russischen Alexander-Newsky-Ordens und des preußischen Ordens vom Schwarzen Adler. 1732 schied Gotter endgültig aus den gothaischen Diensten aus und wurde preußischer bevollmächtigter am kaiserlichen Hof in Wien. Von dieser Tätigkeit wurde er 1736 auf eigenes Ersuchen hin abberufen und zum preußischen bevollmächtigten Minister beim obersächsichen Reichskreis ernannt. In dieser Zeit verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Molsdorf. 1740 berief ihn Friedrich der Große zurück in den Staatsdienst. Er wurde preußischer Staats- und Kriegsminister sowie Vorsitzender der preußischen Akademie der Wissenschaften. Im gleichen Jahr erhob ihn Kaiser Karl IV. in den Reichsgrafenstand.

Die enormen Einnahmen Gotters wurden aufgrund seines aufwendigen Lebenswandels von seinen noch enormeren Ausgaben weit übertroffen. 1748 war er aus finanziellen Gründen gezwungen Schloss und Park an den württembergischen Freiherrn Röder von Schwende zu verkaufen. Beide Parteien vereinbarten jedoch, dass Gotter ein lebenslanges Wohnrecht im Schloss behielt. Gotter selbst blieb Eigentümer der Gutswirtschaft Molsdorf und ließ in Marienthal bei Molsdorf 1752 eine Sandsteinbrücke errichten, die noch heute in Benutzung ist.

1756 starb Röder von Schwende. Dessen Erben wollten das Gotter eingeräumte lebenslange Wohnrecht und den damit verbundenen finanziellen Aufwand nicht mehr dulden, sodass es zu Auseinandersetzungen zwischen den neuen Eigentümern und dem Reichsgrafen kam. Gotter wurde daraufhin gezwungen Molsdorf für immer zu verlassen. 1757 weilte er zum letzten Mal im Schloss. Er starb am 28.05.1762 in Berlin.

Wahre und unwahre Histörchen

Zwei Feststellungen sind zweifellos wahr. Gotter führte ein genussreiches und teures Leben, man könnte es auch altmodisch als »ausschweifend« bezeichnen und er konnte nicht mit Geld haushalten. Trotz seiner hohen Einkünfte und zweier Lotteriegewinne gelang es ihm nicht schuldenfrei zu leben und mit dem zur Verfügung stehenden Geld auszukommen. So wie er das Geld einnahm, so gab er es aus. Friedrich dem Großen wird in diesem Zusammenhang der Ausspruch zugeschrieben: „Es ist Alles eher möglich, als den Grafen Gotter reich zu machen.“

Zahlreiche andere Histörchen, die man ihm nachsagt und die eng mit dem Schloss Molsdorf verbunden sind gehören eher ins Reich der Fantasie. So wurde lange Zeit behauptet das Deckengemälde im Festsaal sei ein Tisch gewesen, den man gedeckt hätte herunterlassen können und auf welchem zahlreiche schöne Damen getanzt hätten. Ferner grassieren zu Gotters Schlafzimmer pikante Anekdoten.

Schloss Molsdorf; © lapping

So habe er einen Geheimgang anlegen lassen, der direkt von seinem Schlafzimmer nach draußen führte, um seine zahlreichen nächtlichen Frauenbekanntschaften diskret außer Haus schaffen zu können. Überhaupt habe er, um zu verhindern, dass diese über Nacht oder länger blieben zu diesem Zwecke nur ein schmales Bett besessen. Die Liste der Histörchen ließe sich noch eine ganze Weile fortsetzen, doch wollen wir es dabei bewenden lassen. All dies gehört eher in das Reich einer regen, wahrscheinlich von Bigotterie und Neid gekennzeichneten Fantasie, die jedoch dazu beigetragen hat, dass dem Reichsgrafen bis in die Gegenwart der Spitzname »Lotter-Gotter« anhaftet.

Heute wird wiederum eine ganz andere These diskutiert. Gotter ist auf Bildnissen mit schönen Damen abgebildet und besaß auch zahlreiche Bildnisse attraktiver Frauen. Er hatte auch zahlreiche Frauenbekanntschaften. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit  waren dies aber platonische Beziehungen ohne jeglichen sexuellen Kontakt. Wahrscheinlich war Gotter homosexuell. Dass er trotz seines gesellschaftlichen Aufstiegs, seines Vermögens und seines Standes nie heiratete und legitime Kinder zeugte stützt diese These. Auch die Hochschätzung Friedrichs des Großen, von dem die Forschung heute ebenfalls annimmt, dass er homosexuell gewesen ist, kann als Beleg für die Annahme gewertet werden. Ob sich diese Sichtweise weiter erhärten bzw. eindeutig beweisen lässt bleibt Aufgabe der zukünftigen Forschung zu Reichsgraf Gustav Adolf von Gotter.

Von Hand zu Hand

1762 fiel Molsdorf erneut an Sachsen-Gotha-Altenburg zurück. Herzog Friedrich III. lies das Rittergut daraufhin zu einem Kammergut ausbauen, also einer Gutswirtschaft, deren Einkünfte direkt der herzoglichen Schatulle zuflossen. Friedrichs Nachfolger Ernst II. hielt sich gern und häufig in Molsdorf auf. 1813 wurde das Schloss während der Napoleonischen Kriege als Lazarett genutzt. Der von Gotter angelegte Barockgarten wurde von 1822-1826 zu einem pflegeleichteren Landschaftsgarten umgestaltet, da man nicht mehr bereit war, den enormen finanziellen Aufwand für die Erhaltung der Anlage zu betreiben. Die barocken Statuen sind jedoch erhalten geblieben und können noch heute beim Rundgang durch den Park besichtigt werden. 1851 wurde das Anwesen an den Gothaischen Staatsminister General von Radowitz verpachtet.

1907 kam die geschiedene Schriftstellerin Gräfin Maria von Gneisenau erstmals nach Molsdorf. Die anschließenden Verhandlungen um den Kauf der Anlage mit dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha zogen sich jedoch hin, sodass es erst 1910 in ihr Eigentum überging. Während ihrer Zeit auf Molsdorf fanden umfangreiche Umbauarbeiten in Zusammenarbeit mit der Architektin Emilie Winkelmann statt. Beeindruckendes Zeugnis aus dieser Periode ist das Marmorbad der Gräfin Gneisenau, dass man heute im Rahmen des Rundgangs besichtigen kann. Bereits 1922 musste sie das Schloss aufgrund der schlechten Wirtschaftslage wieder verkaufen. Danach hatte es noch zwei weitere Besitzer bevor es 1939 in das Eigentum des Preußischen Staates kam.

Schloss Molsdorf, © lapping

Schwere Jahre

1945 kam das Schloss in die Hände der sowjetischen Militäradministration. Aufgrund der herrschenden Wohnungsnot nach dem Krieg wurden 1947 »Umsiedlerfamilien«, also Geflüchtete aus den ehemaligen »Ostgebieten« des Deutschen Reiches hier untergebracht. Dies sollen teilweise 70 Personen gewesen sein.

So verständlich und geboten diese Maßnahme aus humanitärer Perspektive war, so sind die Folgeerscheinungen aus denkmalpflegerischer Sicht als verheerend zu bewerten. Die Ausstattung des Schlosses wurde massiv beschädigt und die hölzernen Böden aufgrund der Kälte teilweise verheizt. 1952-1957 wurde das Schloss in ähnlicher Weise durch die Stadt Erfurt als Kinderheim genutzt. Erst danach folgten Restaurierungsarbeiten. 1966 wurden das Schlossmuseum und die Schlossgaststätte im Erdgeschoss eröffnet. Die Küchendämpfe des Gastronomiebetriebs führten wiederum zu erheblichen Schäden an der historischen Bausubstanz. Erst Ende der 1980-er Jahre wurde die Gaststätte geschlossen. Nach 1990 wurde das Erdgeschoss umfassend saniert und ein Café eingerichtet.

Die Vergangenheit bewahren und erlebbar machen

1998 wurde das Schloss in das Eigentum der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten überführt, wobei das Schlossmuseum weiterhin durch die Stadt Erfurt betrieben wird. Dieses beherbergt neben den historischen Schauräumen, die im Rahmen von Führungen besichtigt werden können, den Nachlass des Malers Otto Knöpfer, eine Erotika-Sammlung und wechselnde Sonderausstellungen.

Das Schloss hat durch seine häufigen Besitzerwechsel, unsachgemäße Raumnutzung und nicht-ausreichende Unterhaltung erheblich gelitten. Es ist Aufgabe des Bundes und des Landes in den kommenden Jahrzehnten Sorge dafür zu tragen, dass sich die Fehler der Vergangenheit zum einen nicht wiederholen und zum anderen, dass die Folgen dieser Fehler ausgebessert werden. Noch immer bleibt offensichtlich am Schlossbau viel zu tun, wie bei historischen Gebäuden üblich. Schlösser sind jedoch keine Relikte vergangener Zeiten. Sie sind Zeugnisse beachtenswerter künstlerischer Leistungen von Menschen aus der Vergangenheit. Sie sind Lernorte, die Geschichte lebendig machen. Es ist unsere Pflicht, sie für die Nachwelt zu bewahren, denn wenn sie verloren gehen besteht die Gefahr, dass mit ihnen auch ein großes Stück des Bewusstseins für die Vergangenheit verlorengeht.

Verwendete Literatur

Literatur

Beck, August: Graf Gustav Adolf Von Gotter: Ein Lebensbild Aus Der Zeit Friedrich’s Des Grossen Und Maria Theresia’s. Gotha 1867.

Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Thüringen. München 1998, S. 824-827.

John, Jürgen/Jonscher, Reinhard/Stelzner, Axel: Geschichte in Daten. Thüringen. München/Berlin 1995.

Schürholz, Sabine/Timm, Günther: Schloss Molsdorf mit Park. Amtlicher Führer. Rudolstadt 1998.

Onlinequellen

Bürger, Christian: Die Blüte der deutschen Kleinstaaterei – Thüringen um 1700. (Online unter: https://geschichte-wissen.de/blog/kleinstaaterei-thueringen-1700-regionalgeschichte/, letzter Abruf: 24.10.2021).

Hotz, Joachim: Krohne, Gottfried Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 69-71 [Online-Version] (Online: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12973229X.html#ndbcontent, letzter Abruf: 24.10.201).

N.N.: Schloss Molsdorf mit Park. Residenz der Lebensfreude. (Online unter: https://www.thueringerschloesser.de/objekt/schloss-molsdorf-mit-park/, letzter Abruf: 24.10.2021).

N.N.: Schlosskirche Molsdorf. Online unter: https://molsdorf.de/tourismus/trinitatis-kirche, letzter Abruf: 20.10.2021).

Den Text inklusive Fußnoten können Sie hier downloaden: Schloss Molsdorf und der »Lotter-Gotter« (inkl. Fußnoten)

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